Wissen im Widerstreit : narrative Konstruktion von kolonialer Identität in der Encyclopédie von Diderot und d’Alembert
File | Description | Size | Format | |
---|---|---|---|---|
Struve_Wissen_im_Widerstreit_2022_published-version.pdf | 508.53 kB | Adobe PDF | View/Open |
Authors: | Struve, Karen | Abstract: | Streit als Salz in der Suppe unserer Diskussionen: Das scheint ein Grundprinzip von politischen Fernseh-Talkshows, Podcasts oder Twitter-Threads zu sein und ist sogar für das im September 2019 eingeführte Ressort "Streit" in der Wochenzeitung Die Zeit titelgebend. Doch schon im XVIII. Jahrhundert ist Streit eine wichtige, aber wohl zu dosierende Ingredienz. "La dispute peut donc devenir le sel de nos entretiens", heißt es im Eintrag "dispute" im Schlüsselwerk der europäischen Aufklärung, der Encyclopédie von Diderot und d’Alembert aus der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. Aber welche Funktion hat Streit in der "enzyklopädischen Suppe"? Was ist da umstritten? Findet etwa streitbares Wissen Eingang in die Encyclopédie? Welchen Quellen kann man trauen?Inwiefern wird in der Encyclopédie um Wissen gestritten, um unterschiedliche Weltsichten oder belief systems, inwiefern sind sie gegeneinander abzuwägen, um Wissen im Widerstreit entstehen zu lassen? Geht es nicht in erster Linie um die Durchsetzung und persuasive Konstruktion europäischen Machtwissens? Haben da Kontroversen überhaupt einen Platz? Eine Annäherung an diese Fragen soll im Folgenden vor dem Hintergrund meiner Forschungen zu den Konstruktionen kolonialer Alterität im großen Schlüsselwerk der europäischen Aufklärung, die Encyclopédie von Diderot und d’Alembert (1751-72), erfolgen. In den Einträgen über die koloniale Welt und den kolonialen Anderen artikulieren sich inmitten des europäischen Wissensdiskurses zahlreiche Widersprüche. Diese Widersprüche sind schon in der Anlage der Aufklärung begründet, die einerseits durch Widerrede gegen jegliche Autorität gekennzeichnetist, andererseits in Kolonialfragen durch "exotische Faszination und philosophischen Denkimpetus" wie Hans-Jürgen Lüsebrink es pointiert. Der koloniale Andere ist eine veritable Herausforderung für den Enzyklopädisten: Ist der koloniale Andere Mensch oder Tier, Freund oder Feind, Fakt oder Fiktion, über- oder unterlegen? Diese Widersprüche liegen auch in den Oppositionen von Europa und kolonialer Welt, von Wissen und Irrglauben, von philosophe und dem Wilden, von Fakt und Fiktion avant la lettre,von Narration und Deskription, von Weltwissen und Wissenswelten.Im folgenden Beitrag möchte ich in der Perspektive auf Streitkulturen die Konstruktionen kolonialer Alterität in der französischen bzw. europäischen Aufklärung akzentuieren, indem einerseits die Methode der kontrapunktischen Lektüre vorgestellt und exemplarische Analysen skizziert werden. Andererseits möchte ich für die Analyse von Streitkulturen ein spezifisches Konzept postkolonialer Ambivalenz zur Diskussion stellen, das in einem besonderen Spannungsverhältnis zum Streit steht und insbesondere die kulturellen Dimensionen von Streit betont. |
Keywords: | Wissen; Streit; Koloniale Identität; Aufklärung | Issue Date: | 27-Apr-2022 | Publisher: | Transcript | Journal/Edited collection: | Kulturen des Streits : Deutungsmachtkonflikte zwischen Konsens und Zerwürfnis | Start page: | 193 | End page: | 210 | Type: | Artikel/Aufsatz | ISBN: | 978-3-8394-5480-0 | Secondary publication: | yes | Document version: | Published Version | DOI: | 10.26092/elib/2904 | URN: | urn:nbn:de:gbv:46-elib78227 | Institution: | Universität Bremen | Faculty: | Fachbereich 10: Sprach- und Literaturwissenschaften (FB 10) |
Appears in Collections: | Forschungsdokumente |
Page view(s)
145
checked on Nov 26, 2024
Download(s)
66
checked on Nov 26, 2024
Google ScholarTM
Check
Items in Media are protected by copyright, with all rights reserved, unless otherwise indicated.