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https://media.suub.uni-bremen.de/handle/elib/7531
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Barrieren im Zugang zur logopädischen Versorgung mehrsprachiger Kinder aus Expert*innensicht
Autor/Autorin: | Güttler, Catharina Scharff Rethfeldt, Wiebke |
Zusammenfassung: | ZWECK/ZIEL Fehldiagnosen von Sprachentwicklungsstörungen (SES) bei mehrsprachigen Kindern (MK) und damit eine Fehlversorgung entsteht durch intrinsische (mangelnde Kenntnisse und Bewusstsein über den Mehrspracherwerb) und extrinsische Faktoren (unzureichend kultursensitive Diagnostikverfahren; fehlende finanzielle und personelle Ressourcen) und kann den schulischen und beruflichen Werdegang beeinträchtigen. Ziel der vorliegenden Studie ist es Zugangsbarrieren in Deutschland durch die Befragung von ExpertInnen zu identifizieren und interprofessionelle Handlungsempfehlungen abzuleiten. RELEVANZ/BEZUG LOGOPÄDISCHE PRAXIS LogopädInnen werden sich über ihre Verantwortung in der differenzialdiagnostischen Abklärung mehrsprachiger Kinder bewusst. Die Erkenntnisse betonen die Notwendigkeit einer verbesserten interprofessionellen Kooperation. Die Studie unterstützt die Argumentation zur Anpassung der logopädischen Ausbildung an die Bedarfe der zu versorgenden Bevölkerung. METHODE/VORGEHEN/DIDAKTIK In einer Fragebogenstudie (n=354) einer internationalen Kohorte des Multilingual-Multicultural Affairs Committee der IALP wurde eine offene Frage zu Barrieren im logopädischen Versorgungszugang mit Bezug auf Deutschland (n=69) qualitativ ausgewertet. Die Stichprobe besteht aus LogopädInnen (79,71%) mit 10 oder mehr Jahren Erfahrung (73,74%) und Weiterbildung (69,12 %) im Bereich Mehrsprachigkeit. ERGEBNIS Ein Großteil der Befragten nennt mangelndes Wissen und Bewusstsein bei Fachleuten (MedizinerInnen; Lehrkräften) und Familien als Barriere zu logopädischer Versorgung. So würden insbesondere reale Bedarfe in der logopädischen Versorgung MK nicht erkannt und Sprachschwierigkeiten auf Mehrsprachigkeit zurückgeführt. Auch Einschränkungen im Zugang zur Versorgung durch fehlende Ressourcen (Kosten, Anzahl an qualifizierten LogopädInnen, Wartezeiten) und systemische Barrieren (Diskriminierung; Regeln) werden benannt. Trotzdem schätzen einige den Zugang zur logopädischen Versorgung als hinreichend gegeben ein. Fehlende Diagnostikinstrumente, DolmetscherInnen oder mangelnde logopädische Fachkompetenz werden nicht oder nur sehr gering genannt. SCHLUSSFOLGERUNG Aus logopädischer Sicht stellen fehlende extrinsische Faktoren keine Barriere dar. Langjährige Berufserfahrung und Weiterbildung im Bereich Mehrsprachigkeit scheint die Handlungsfähigkeit der Diagnostik von SES bei MK zu beeinflussen. So ist es wichtig, entsprechende Inhalte bereits in die Berufsqualifikation zu integrieren. Diskutiert wird, weshalb ein Teil der Befragten entgegen der Ergebnisse einschlägiger Versorgungsstudien angibt, insgesamt keine Zugangsbarrieren in der Versorgung MK festzustellen. Dies untermauert den Bedarf neuer Modelle der interprofessionellen Kooperation in der Schnittstelle Bildung, Gesundheit und Soziales, um einen ungefilterten Blick zu ermöglichen und zur Sensibilisierung des Personals in der primären Kindergesundheit auf die Sprachentwicklung MK beizutragen. Außerdem können systematische Zugangsbarrieren so verhindert werden. Somit könnte MK mit Bedarf ein gleichberechtigter Zugang zur logopädischen Praxis gewährt werden. |
Veröffentlichungsdatum: | 17-Jun-2023 | Dokumenttyp: | Konferenzbeitrag | Konferenz: | 51. dbl-Kongress | Institution: | Hochschule Bremen | Fachbereich: | Hochschule Bremen - Fakultät 3: Gesellschaftswissenschaften |
Enthalten in den Sammlungen: | Bibliographie HS Bremen |
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