Individuelle Unterschiede in der Inanspruchnahme von Selbsthilfegruppen für Glücksspielsüchtige : eine empirische Studie
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Girndt_Individuelle Unterschiede in der Inanspruchnahme von Selbsthilfegruppen für Glücksspielsüchtige.pdf | 2.05 MB | Adobe PDF | View/Open |
Authors: | Girndt, Lydia | Supervisor: | Meyer, Gerhard | 1. Expert: | Meyer, Gerhard | Experts: | Schmidt-Semisch, Henning | Abstract: | Gegenstand und Fragestellung: Die Beteiligung am Glücksspiel geht für einen Teil der Spieler*innen mit einem problematischem Spielverhalten bis hin zur Glücksspielsucht einher. Glücksspielsucht hat für die Betroffenen selbst, ihr nahes Umfeld und die Gesellschaft enorme Auswirkungen. Ein differenziertes Hilfesystem, in dem sich professionelle Hilfeangebote und Selbsthilfegruppen ergänzen, dient dazu, das Suchtverhalten und seine Folgen effektiv einzudämmen. Die vorliegende Forschungsarbeit zielt darauf ab, Erkenntnisse zu individuellen Unterschieden in der Inanspruchnahme von Selbsthilfegruppen für Glücksspielsüchtige zu gewinnen. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse des Zusammenhangs zwischen soziodemographischen Merkmalen, Einstellungsaspekten und ausgewählten Persönlichkeitsfacetten mit der Inanspruchnahme von gemeinschaftlicher Selbsthilfe versus professioneller Hilfe. Hinsichtlich soziodemographischer Merkmale interessiert, inwieweit das Alter, das Geschlecht und das Vorhandensein eines Migrationshintergrundes mit der Wahl der Hilfeform zusammenhängen. Weiterhin wird gefragt, wie Einstellungen zur Nutzung professioneller psychologischer Hilfe die Präferenz für eine Hilfeform beeinflussen. Aus dem Spektrum der Persönlichkeitsmerkmale schließlich werden Extraversion und Gewissenhaftigkeit bezüglich ihres Zusammenhangs mit der Inanspruchnahme von Selbsthilfegruppen und professioneller Hilfe untersucht. Untersuchungsdesign und Stichprobe: Die Angaben von 355 Personen im Alter von 19 bis 80 Jahren (M = 43.1 J., SD = 13.8 J.), die zum Zeitpunkt der Befragung aufgrund einer Glücksspielproblematik professionelle Hilfe (PH), eine Selbsthilfegruppe für Glücksspielsüchtige (SH) oder beides (SHPH) nutzten, dienten als Basis der Analysen. Der selbst erstellte Erhebungsbogen umfasste soziodemographische Fragen, Items zum Glücksspielverhalten sowie zur Operationalisierung des Problemstatus in den letzten 12 Monaten vor Inanspruchnahme der aktuellen Hilfeform die neun Kriterien des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM-5). Die Abfrage der Einstellung zur Inanspruchnahme professioneller psychologischer Hilfe erfolgte anhand des „Attitudes Towards Seeking Professional Psychological Help – Short Form“ (ATSPPH-SF) mit den Subskalen Offenheit für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe, Nutzen der Inanspruchnahme professioneller Hilfe und Geringer Wunsch nach eigenständiger Problembewältigung. Ein Ausschnitt des „Big Five Inventory“ (BFI-2) schließlich diente zur Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale Extraversion und Gewissenhaftigkeit mit ihren jeweiligen Facetten. Ergebnisse: In den Analysen erweisen sich ein höheres Alter sowie stärker ausgeprägte Extraversion als relevante Prädiktoren für die ausschließliche oder zusätzliche Inanspruchnahme einer Selbsthilfegruppe für Glücksspielsüchtige gegenüber der ausschließlichen Nutzung professioneller Hilfe. Dagegen ist kein Zusammenhang der Merkmale Geschlecht und Migrationshintergrund mit der Gruppenzugehörigkeit erkennbar. Betroffene mit einem starken Wunsch nach eigenständiger Problembewältigung verzichten eher auf professionelle Hilfe und besuchen ausschließlich die Selbsthilfegruppe. Auf bivariater Ebene gilt das auch bei einer geringeren Offenheit für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe und geringerem wahrgenommenem Nutzen professioneller Hilfe. Darüber hinaus weisen einzelne Persönlichkeitsaspekte einen Zusammenhang mit dem Verhalten innerhalb der Selbsthilfegruppe auf. Während eine höhere Geselligkeit mit der Häufigkeit eigener Beiträge assoziiert ist, sind es die Gewissenhaftigkeit und ihre Facette Verlässlichkeit mit der Regelmäßigkeit der Teilnahme. Die Ausprägungen von Extraversion und ihren Facetten Aktivität sowie Geselligkeit sagen jedoch nicht den Wunsch nach gemeinsamen Unternehmungen mit der Selbsthilfegruppe voraus. Fazit: Klassische Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Baustein eines vielfältigen Hilfesystems, das unterschiedliche problembezogene, soziodemographische und persönlichkeitsbezogene Bedarfe berücksichtigt. Sie bieten über die Rückfallprophylaxe hinaus für schwer belastete Glücksspielsüchtige, denen eine eigenständige Problembewältigung sehr wichtig ist, eine Möglichkeit der autonomiebetonten Hilfenutzung. Weiterhin sind Wege zu suchen, jüngeren sowie sehr introvertierten Betroffenen einerseits die Scheu vor einer Teilnahme zu nehmen und ihnen andererseits Online-Hilfeformen als Alternative oder Brücke zur klassischen Selbsthilfe anzubieten. |
Keywords: | Glücksspiel; Glücksspielsucht; Selbsthilfe | Issue Date: | 12-Nov-2020 | Type: | Dissertation | Secondary publication: | no | DOI: | 10.26092/elib/418 | URN: | urn:nbn:de:gbv:46-elib46215 | Institution: | Universität Bremen | Faculty: | Fachbereich 11: Human- und Gesundheitswissenschaften (FB 11) |
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