Universalien der Innovation - Erfindertum und technischer Fortschritt in der DDR und dessen Rolle nach 1990
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Universalien der Innovation_final.pdf | 381.32 kB | Adobe PDF | View/Open |
Authors: | Guenther, Jutta Hipp, Ann Ludwig, Udo |
Abstract: | Vergleichende wirtschaftshistorische Studien zur Innovationstätigkeit und wirtschaftlichen Entwicklung im geteilten Deutschland zeichnen im Allgemeinen ein Bild der technologischen Rückständigkeit der DDR gegenüber der BRD. So zutreffend dieser Befund auch ist, so sehr verstellt er den Blick auf die Rolle, die das Erfinderwesen nach 1990 für die Transformation und den Aufholprozess spielte. Der vorliegende Beitrag fragt nach den Universalien von Innovationsprozessen und meint damit, dass in der DDR personelle Potentiale sowie technische Kompetenzen und Errungenschaften entstanden, an die nach dem Systembruch angeknüpft werden konnte. Diesem ambivalenten technologischen Erbe der DDR ist in den Untersuchungen zum Aufholprozess der Neuen Länder bisher kaum Beachtung geschenkt worden. Als erste empirische Annäherung werden im vorliegenden Beitrag Patentdaten der DDR im Vergleich zur BRD ausgewertet. Die Patentdaten sind aufgrund des frühen Beitritts der DDR zur Weltorganisation für Geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organization, WIPO) verfügbar und ermöglichen den Vergleich des Patentierungsverhaltens der beiden deutschen Staaten. Es zeigt sich, dass die Patentanmeldungen in der DDR und der BRD zwischen 1950 und 1989 zunahmen. Dabei entwickelten sich die Anmeldungen in der DDR und der BRD zwischen den 50er und 80er Jahren ähnlich dynamisch: plus 54,6 (DDR) und plus 52,2 (BRD) pro 100.000 Einwohner. In beiden Landesteilen spielten seit den 1960er Jahren Technologieprogramme und Innovationsoffensiven eine Rolle. In der BRD wurden im gesamten Zeitraum durchschnittlich doppelt so viele Patente pro 100.000 Einwohner angemeldet, wie in der DDR (75,1 versus 40,5). Ihre ungünstigere Ausgangslage von 7,1 Anmeldungen gegenüber 57,5 in der BRD im Jahr 1950 konnte die DDR nicht ausgleichen. Die Verteilung der Patentanmeldungen nach Technologieklassen gibt Aufschluss darüber, welche technologischen Schwerpunkte in der DDR gegenüber der BRD gesetzt wurden. Es zeigt sich, dass trotz der Systemunterschiede die Patentanmeldungen der beiden Länder auf die Technologiefelder ähnlich verteilt sind. Ein Bezug der Patentanmeldungen zu den in Forschung und Entwicklung (FuE) Beschäftigen gibt Hinweise auf die Effizienz der Patentaktivität in der DDR und der BRD. Im Jahr 1987 lagen die FuE-Personalintensitäten (FuE-Beschäftigte pro 1.000 Beschäftigte) in der DDR und der BRD nahezu gleich auf. Die Anzahl der Patentanmeldungen in Relation zu den FuE-Beschäftigten blieb 1987 in der DDR mit 90 gegenüber der BRD mit 149 Patentanmeldungen pro 1.000 FuE-Beschäftigte zurück. Das geringere Niveau der Patentanmeldungen (pro 100.000 Einwohner) und die geringere Effizienz der Patenterzeugung (pro 1.000 FuE-Beschäftigte) dürften Ausdruck der unterschiedlichen Systeme und Anreizstrukturen sein. Die sehr hohe Ähnlichkeit der technologischen Schwerpunkte und die Dynamik ihrer Entwicklung zwischen 1950 und 1989 legt jedoch die Schlussfolgerung nahe, dass die hinter den Patentanmeldungen stehenden Erfinderkompetenzen der DDR (zumindest in weiten Teilen) auch nach dem Systembruch im Innovationssystem des vereinten Deutschlands eingesetzt werden konnten. In diesem Sinne sprechen wir von Universalien der Innovation und stellen die noch weiter empirisch aufzuarbeitende These auf, dass die Erfinderkompetenzen der DDR für den technologischen Erneuerungs- und Modernisierungsprozess nach 1990 eine wichtige Rolle spielten. |
Keywords: | Erfinderwesen; Patente, DDR; Ostdeutschland | Issue Date: | Oct-2020 | Project: | Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR (Mod-Block-DDR) | Pages: | 17 | Type: | Bericht, Report | Secondary publication: | no | DOI: | 10.26092/elib/332 | URN: | urn:nbn:de:gbv:46-elib45355 | Institution: | Universität Bremen | Faculty: | Fachbereich 07: Wirtschaftswissenschaft (FB 07) | Institute: | Institute for Economic Research and Policy (IERP) |
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