Finanzmärkte als Hungerverursacher? Studie für die Deutsche Welthungerhilfe e. V.
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00102366-1.pdf | 2.71 MB | Adobe PDF | View/Open |
Authors: | Bass, Hans-Heinrich | Other participants: | Welthungerhilfe, Deutsche e. V. | Abstract: | In den jüngst vergangenen Jahren sind die Anlagen von agrarbranchenfremden Finanzmarktakteuren auf den internationalen Terminmärkten für Mais, Soja und Weizen stark gestiegen. Dafür gibt es im Wesentlichen fünf Ursachen: 1. Seit Anfang der 1990er Jahre steigen die Preise von Getreide und Soja aus strukturellen Gründen. Diese sind: (a) die starke Zunahme der Nachfrage durch Verwendungskonkurrenz (Getreide und Soja als Tierfutter sowie zur Ethanolproduktion), (b) der Nachfragezuwachs in Schwellenländern (insbesondere in China und hier insbesondere über den Fleischkonsum), sowie (c) ein relatives Zurückbleiben des Angebotes (insbesondere durch die Stagnation der Flächenproduktivität in Afrika sowie allgemein durch die Flächenkonkurrenz mit anderen Agrarrohstoffen). Nur auf der Grundlage dieses strukturellen Preisauftriebs konnten die Getreide für Finanzmarktanleger interessant werden. 2. Weitverbreitete und einflussreiche Theorien (v. a. die durch den Nobelpreis von 1990 gekrönten Studien von Markowitz et al., die Random-Walk-Hypothese von Malkiel von 1973 und die von der AIG finanzierten Gorton/Rouwenhorst-Studien von 2004 / 2006) stützen die Überzeugung der Anleger, dass unter der Voraussetzung effizienter Finanzmärkte Gewinne eher maximiert werden können durch passive Replikation des Marktes (also die Abbildung von Indizes) als durch aktive Selektionsstrategien (das Stock- Picking ,also die Auslese besonders vielversprechender Anlageobjekte durch dafür bezahlteVermögensverwalter) so dass Investitionen über die gesamte Güterpalette erfolgen und mithin auch Getreide und Soja verstärkt in den Anlegerfokus geraten. 3. Institutionell ermöglicht wird das neue Anlegerverhalten durch die Schaffung von neuen Anlageinstrumenten im Zuge der weltweiten Liberalisierung der Finanzmärkte: Exchange Traded Commodities (ETCs, seit 2006), Exchange Trade Funds (ETFs, in USA seit 1993, in Deutschland seit 2000) und Investmentzertifikate auch auf der Basis von Rohstoffen (seit den 1990er Jahren, in Deutschland insbesondere seit 2004) mit denen Kapital gesammelt und gezielt in Rohstoffmärkte investiert werden kann. 4. Die derzeit hohe Attraktivität der Anlageklasse Rohstoffe resultiert aus einer Konstel-lation von: (a) fallenden Erträgen festverzinslicher Wertpapiere infolge einer Ersparnisflut in den Hocheinkommensländern selbst und aus den Schwellenländern (von wo Kapital auf der Suche nach einem sicheren Hafen in die Hocheinkommensländerfließt), sowie( b) steigenden Rohstoffpreisen auf Grund einer Flucht in Sachwerte, was im Sinne einer self-fulfillingprophecy zu sich verschlechternden Erträgen der rohstoffverarbeitendenIndustrieführt, damit zu einer Umschichtung von Anlagen hin zu Rohstoffen, die dadurch im Preis wiederumsteigen, sowie (c) einer u. a. durch steigende Rohstoffpreise selbst induzierten( aber auch durch die Geldflut der Zentralbanken hervorgebrachten) Geldinflation, was wiederumKapitalanlagen in Rohstoffe befördert. |
Keywords: | Nahrungsmittel; Getreidemärkte; Finanzmärkte; Transmissionsmechanismus | Issue Date: | 2011 | Publisher: | Deutsche Welthungerhilfe e. V. | Pages: | 110 | Type: | Bericht, Report | Secondary publication: | no | URN: | urn:nbn:de:gbv:46-00102366-18 | Institution: | Hochschule Bremen | Faculty: | Hochschule Bremen - Fakultät 5: Natur und Technik |
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